Hand aufs Herz: Wie feiern sie Ostern? So als kleines „Weihnachtsfest“ mit gutem Essen, in Familie, immer mehr Geschenken und viel Schokolade, nach der langen Fastenzeit? Ist Ostern das Fest, was nur noch vom Feiern und den vielen freien Tage lebt, dessen Inhalt aber keiner mehr versteht? Oder gehört Ostern zu einer anderen Realität, die uns heute fremd ist, aber mehr als alles andere helfen kann, durch die Stürme der Zeit zu kommen? Ein paar Gedanken dazu.
Ostern 2025 – erlebt
Ostern 2025 erlebe ich wie die Jahre zuvor und doch anders. Vielleicht noch intensiver, stärker? 2025 ist die Welt immer noch im Umbruch, nur die Bezugspunkte haben sich geändert. Im August 2018 startete die fridays-for-future-Bewegung ihren Protest für mehr Klimaschutz und -gerechtigkeit. 2020 begann der Corona-Lockdown, 2022 der Krieg in der Ukraine, 2023 das Geiseldrama in Gaza, 2024 wurde Donald Trump zum Präsidenten gewählt und die Ampelkoalition endete. Fast alle zwei Jahre erleben wir weltweit Ereignisse, die zu großen Veränderungen führen und Menschen in Atem halten.
Es sind Umbrüche, die viele Fragen aufwerfen. In relativ kurzer Zeit gingen lang vertraute Sicherheiten zu Bruch oder ändern sich, je nach Situation und Gegenüber. Rente, regelmäßiges, pünktliche gezahltes Einkommen, bezahlbare Wohnung, Lebensunterhalt, Grenzen, sichere Orte in der Stadt – wie schnell fällt da der Satz: Früher war alles besser. Nur bei genauerer Betrachtung war früher alles anders, aber längst nicht besser.
Auch Verlässlichkeit, Vertrauen in Absprachen, auf Regeln, Gesetze sind keine Tugend mehr. Die Welt im Großen und auch meine persönliche Welt sind im Umbruch. Und es ist nicht erkennbar, wann wieder „Normalität“ eintritt. Vielmehr ist es eine Hab-acht-Stellung und die Sorge, dass die nächste Krise schon wartet.
Flucht in die eigene Welt
In dieser fragilen Welt bescheinigen Meinungsforscher den Menschen eine Flucht in die eigene Welt. Man zieht sich zurück auf die eigene „sichere“ Scholle. Selbst Lichtblicke in jüngster Zeit, wie die Wahlbeteiligung bei der letzten Bundestagswahl täuschen nicht darüber hinweg, dass die „Fluchtbewegung“ sich verstärkt. Das Gefühl ohnmächtig zu sein verstärkt sich, angesichts der Krisen weltweit und im eigenen Land. Demokratische Prozesse, die Suche nach Kompromissen werden als Belastung empfunden. Gesucht wird eine starke Führung und weniger der Ausgleich von Interessen.
Vor dem Hintergrund steht Ostern 2025.
Ostern – das Zeichen des Aufbruchs
Die Menschen zur Zeit von Jesus sehnten sich auch nach Veränderung. Sie wollten ein anderes Land, eine andere Regierung und liefen jedem nach, der es ihnen versprach. Wer am besten reden konnte, hatte die Massen hinter sich. Wer ihre Erwartungen aber nicht erfüllte, wurde schnell fallengelassen und man suchte sich einen Ersatz.
Deshalb jubelten sie zu Beginn auch Jesus zu. Aber sie hörten nicht zu, als er von Gottes Reich sprach, weil sie nur „ihr Reich“ im Kopf und Blick hatten. Und je mehr seine Reden und ihre Vorstellungen auseinanderklafften, desto enttäuschter, ja frustrierter wurden sie. Am Ende waren es Frust und Ärger darüber, dass sich nichts änderte. Jesus war ihnen egal, sie wollten einen Anführer, einen „Macher“ haben, der endlich mal anpackt und die Welt in ihrem Sinn verändert. Heute wissen wir, dass das gründlich schief ging.
Die Zeichen der neuen Welt Gottes (Kreuz und leeres Grab) konnten die Menschen Jerusalems nicht mehr sehen, weil sie längst auf der Suche nach dem nächsten Anführer waren, der ihnen das Blaue vom Himmel versprach.
Ostern begann Jesus seine Welt, Gottes neues Reich, aufzubauen.
Ostern – die neue Realität Gottes
Aber Ostern zeigt jedem, der es sehen will: es gibt eine Wirklichkeit, die außerhalb meiner Vorstellung liegt. Leben ist nicht mehr die Abfolge von Tagen bis zu einem letzten, sondern es ist zu einer Bewegung geworden, hin zu einem Ziel, das mehr sein wird. Zu Leben heißt jetzt, in einer Beziehung zu stehen mit Gott. Er bietet an, aus der Abfolge von Tagen auszusteigen und in eine Beziehung mit ihm zu gehen.
Ostern heißt, dass Gott den gelernten und gewohnten Lauf der Welt, der Geschichte, des Lebens, … außer Kraft setzt. Alles Geschehen dieser Welt, alle Krisen sind vorläufig. Diese Dinge gab es schon immer und sie sind Teil der Menschheitsgeschichte, auch unsere Krisen heute. Die Frage ist nur, welchen Raum nehmen sie bei mir ein. Bestimmen sie den Alltag oder kann ich mit Jesus in die Zeit schauen und erkennen, dass er quer zur Geschichte Neues baut.
Ostern ist der Beginn der Realität Gottes in dieser Welt. Diese Welt wird sich nicht ändern. Nicht in 100 Jahren. Krisen wird es immer geben. Vielleicht hatten wir nur sehr lange Ruhe und Frieden und tun uns deshalb schwer damit, die Veränderungen einzuordnen. Vielleicht – nein ganz sicher müssen wir daher wieder lernen anzuerkennen, dass Menschen nicht alles klären und lösen können und dass sie Jesus brauchen.
Ostern zeigt, dass Jesus mit seiner Botschaft eine wirklich neue Welt geschaffen hat. Eine Welt, die auf seiner Sicherheit und Zusage baut und die nicht abhängig ist von Menschen-Sicherheiten, die doch irgendwann wackelig werden.
Ostern ist die andere Realität Gottes, die in dieser Menschen-Welt für einen kurzen Moment sichtbar wurde.
Wie erlebst Du Ostern 2025? Ist die Nachricht vom leeren Grab und dem auferstanden Christus Grund zu einem lebenswerten Leben, einem Ausbrechen aus der Abfolge von Tagen und hinzugehen in eine Beziehung hin zu einem perfekten Ziel?