Die Jahreslosung 2024 – was Sprache ändern kann

Gesellschaft Glauben
Mädchen hält ein Schild hoch mit der Aufschrift: Love not hate

Wie lautete gleich noch mal die Jahreslosung 2024?? Zu Beginn des Jahres wurde oft noch darauf hingewiesen, aber mittlerweile ist das „neue“ Jahr schon so alt, dass sie fast vergessen ist.  Dabei lohnt es sich, sie regelmäßig in den Mittelpunkt zu stellen. Sie möchte eine Begleiterin sein durch das Jahr. Aber Nachdenken und Beachten hätte Konsequenzen.

Behalten wir für einen Moment die Jahreslosung 2024 im Hinterkopf und schauen auf ein paar Dinge in diesen Tagen.

„Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe.“

1. Kor. 16,14

Wenn Hass zur Normalität wird…

Vor wenigen Tagen, es war während der letzten Debatte im Bundestag zum Haushalt 2024, sagte Alice Weidel von der AfD zum Abschluss ihrer Rede: „Diese Regierung hasst Deutschland“. Nachfolgende Rednerinnen und Redner distanzierten sich von diesen Worten.
Auf der anderen Seite wurde auf Demonstrationen gegen Rechtspopulismus in den letzten Tagen auch immer wieder skandiert: „Essen/ Köln/ Berlin/ Hamburg/ usw. hasst die AfD“.

Und auch wenn man in die Konflikte dieser Tage schaut, dann wird sehr schnell von Hass und Verachtung geredet.

Was macht dieses Reden vom „Hass“ mit Menschen, mit uns? Wie schnell entwickelt sich daraus ein „WIR“-Gefühl, das alle Andersdenkenden ausgrenzt. „WIR“ sind die Guten, die Richtigen, die wissen was dran ist und was getan werden muss. Alle anderen sind Gegner, die bekämpft werden müssen. Menschen werden zu Objekten, zu einer unbestimmten Masse.

Zuhören, Nachdenken, Verstehen, gemeinsam Lösungen suchen – all das wird abgelehnt, weil das Gegenüber in jedem Fall falsch ist, nur lügt, täuscht, trickst und der „WIR“-Community schaden will. In so einer konfrontativen, aufgeheizten Stimmung ist der Schritt vom Reden zum Handeln nicht mehr weit.  

Wie wird eine Jahreslosung ausgewählt?

Ob das Gremium, welches die Jahreslosung auswählt, diese Entwicklung geahnt hat? Wohl kaum, denn die Jahreslosungen werden drei Jahre im Voraus von der Ökumenischen Arbeitsgemeinschaft für Bibellesen ausgewählt. Immer im Februar setzen sich rund 30 Menschen aus drei Ländern zusammen und überlegen, welches besonders wichtige Wort weltweit als ein Motto für ein Jahr gewählt werden kann.

2024 ist es der Satz aus dem Korintherbrief: „Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe.“

Was könnte sie ändern?

Was würde passieren, wenn man sich diesen Satz zu Herzen nimmt, ganz wörtlich, so wie er dasteht, ohne in Exegese und Auslegung zu gehen und danach handelt?

  • Er würde meine Sicht auf andere Menschen verändern.

Denn zuallererst ist der andere ein Mensch wie ich. Mit Stärken und Schwächen, mit Wissen und Halbwissen. Genau wie ich, verdient auch er oder sie Respekt, Achtung und Würde. Deshalb muss man nicht einer Meinung sein.

  • Ich müsste mich auf mein Gegenüber einlassen.

Das ist schwer. Besonders dann, wenn mein Gegenüber eine völlig andere Meinung und Position vertritt. Kann ich ihn oder sie dann trotzdem Wertschätzen und als genauso wie mich von Gott geliebt ansehen?

  • Eine Lagerbildung wäre ausgeschlossen

Ein „WIR“ gegen „DIE“ ist dann nicht möglich. Denn Liebe geht auf den anderen zu. Sie sucht nach Lösungen, die für alle Seiten möglich sind. Sie sucht Brücken, schaut tiefer oder auch mal hinter die Fassaden.

  • Liebe ist nicht rosa weichgespült, sie hat einen Standpunkt

Liebe ist hier kein Gefühl, dass sich nach dem Wind richtet. Sie ist eine Haltung, eine Einstellung. Sie basiert auf der Haltung, mit der Jesus Menschen begegnet ist. Offen, ehrlich, klar in der Sache, aber immer den Menschen und ihren Anliegen zugewandt.

Sprache ist das Tor zur Seele

 Eingangs hatte ich die Jahreslosung den politischen Reden und Demonstrationen gegenübergestellt. Es geht mir dabei nicht darum, für eine Seite Partei zu ergreifen und zu sagen, die haben Recht, die anderen nicht. Für mich ist dieser Impuls aus der Jahreslosung entscheidend: Mit welchen Worten und in welcher Haltung will ich durch den Rest des Jahres gehen?

Hass gehört nicht zu meinem Sprachgebrauch. Zuhören, Verstehen wollen schon eher. Vielleicht kann uns der Impuls helfen mehr auf die Sprache zu achten und Worte besser zu wählen. Denn Abgrenzung und Ausgrenzen, Lager hier wie dort führen nur zu Grabenkämpfen, zum Bau von Schützengräben. Aber sie bringen niemanden vorwärts.

Vielleicht ist es an Christinnen und Christen, im Sinn der Jahreslosung in diesem Jahr Zeichen zu setzen.

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